Seit zwei Wochen bin ich nun wieder zu Hause. Was bisher ausbleibt, ist die Euphorie über die mühsam herausgeschundene Lebenszeit. „Gewonnene Lebenszeit“ kommt mir nicht über die Lippen.
Zumindest eine kleine Freude könnte sich einstellen?! Stattdessen wird mir klar, dass der Krebs wiederkommen wird. Kein Siegesgefühl. Kein „Hurra, ich hab’s geschafft.“
Vermutlich bin ich einfach noch viel zu erschöpft und zu mitgenommen von allem, was ich erlebt habe, besonders in den letzten acht bis zehn Wochen.
Ich wiege nur noch 54 kg, habe wochenlang täglich erbrochen, hatte Duchfälle, eine zunächst entzündete, dann permanent ausgetrocknete Mundschleimhaut. Ich war appetitlos, hatte selten Hunger. Seit fünf Tagen normalisiert sich mein Verdauungstrakt. Immer noch schmeckt alles metallisch. Aber ich behalte die so dringend benötige Nahrung bei mir und komme so allmählich wieder zu Kräften. Dennoch kann ich immer noch nicht im Stehen duschen. Ich muss mich in die Duschwanne setzten und oft auch aus ihr herauskrabbeln, weil ich zu geschwächt bin, um wieder aufzustehen. Dann sitze ich eine Weile auf der Badematte, bis ich es schaffe, mich auf den Rand der Badewanne zu hieven.
Mein Körper sieht um zwanzig Jahre gealtert aus. Meine schönen Brüste sind leer und hängen. Das betrübt mich wirklich. Ich bemitleide mich. Meine Haut ist aschgrau, schlaff und runzelig. Ich ernte von meinen Aloepflanzen, die zum Glück ständig Ableger bilden, und reibe mich damit ein.
Gestern hat F mir nochmal die Haare auf einen Millimeter geschoren. Er war bei seiner Friseurin und hat sie gefragt, ob die Haare besser, dichter wachsen, wenn wir sie noch mal scheren. Das hat sie bestätigt.
Alles was bisher nachgewachsen war, sah strohblond aus, wie als Kleinkind. Ich hätte nichts dagegen. Auch nicht gegen weiß.
Mein Onkologe sagt, es dauere bei den meisten Patienten bis zu vier Wochen nach der Entlassung, dann würde es deutlich besser. Nach acht Wochen wäre man körperlich wieder ungefähr so fit, wie vor der Hochdosis. Ich war wirklich froh, dass er mir diese Richtlinien genannt hat. Es ist beruhigend zu hören, dass es normal ist, wenn mir noch eine Weile immer wieder mal übel wird, dass ich schlapp und müde bin.
Es erlaubt mir, mir etwas länger Zeit und Ruhe zu gönnen, nachsichtig mit mir zu sein und nicht zu viel von meinem armen gebeutelten Körper zu erwarten.
Trotzdem versuche ich, eine Balance zwischen Nachsicht und Disziplin herzustellen. Einfach den ganzen Tag ungeduscht und im Bett zu bleiben, kommt nicht in Frage. Außerdem hab’ ich mir fest vorgenommen, jeden Tag einen Spaziergang zu machen.
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