Unermesslich, wie schwer es für meinen in diesem Jahr achtzigjährigen Vater ist, dass ich so krank bin.
Vor genau zehn Jahren starb seine Frau, meine Stiefmutter, an Krebs. Er wurde so spät entdeckt, dass unzählige kleine Metastasen bereits die Leber und das Bauchfell komplett durchzogen hatten, eine große befand sich im Dickdarm. Der Ausgangstumor konnte nicht mehr identifiziert werden. Nach Diagnosestellung lebte sie noch sechs Monate. Ihr Kranksein und ihr Sterben war eine traumatische Erfahrung für die gesamte Familie. Jetzt taucht das alles wieder auf.
Meine Großmutter verlor ihren ältesten Sohn als sie zweiundachtzig war. Sie hat sich nie mehr von diesem weiteren Schicksalsschlag in ihrem von Trauer bestimmten Leben erholt. Immer wieder sage sie: „Ich wäre vor ihm dran gewesen.“
Wenn ich mir vorstelle, eines meiner Kinder würde schwer krank und müsste sterben, muss ich als erstes realisieren, dass ich mir das gar nicht wirklich vorstellen kann. Da hat meine Seele ganz fette Schutzwälle eingerichtet. Ich vermute also, dass ich durchdrehen würde – zunächst vor Angst und dann vor Schmerz.
Es tut mir sehr weh, dass ich meinem Vater diesen Kummer und diese Angst zumuten muss.
Er tut aber, was Eltern wohl machen: Er gibt sich stark, schreibt mir, ruft mich sehr oft an – was absolut ungewöhnlich für uns ist. Für gewöhnlich sehen uns zwei-, dreimal im Jahr, leben 200 km auseinander. Er lebt sein Leben vollkommen selbstständig, arbeitet ehrenamtlich in dem Altenheim, das er über dreißig Jahre geleitet hat, macht viel Sport, nimmt wöchentlich Gitarrenunterricht, lernt Gedichte und Balladen auswendig und ist, zu Fuß oder mit dem Rad, viel draußen unterwegs. Meine Liebe zu Bäumen und zum Spazieren hat er in mir angelegt, als ich ein Kleinkind war. Wir lebten damals im Schwarzwald, er arbeitete als Religionslehrer und hatte jeden Nachmittag Zeit, mit mir durch den Wald zu spazieren. Eine meiner frühesten Erinnerungen ist die an einen Fuchs, der am Wegesrand in einem Gebüsch saß. In diesem Jahr nehmen wir uns Zeit für gegenseitige Besuche und gemeinsame Spaziergänge. Ich habe Papa gefragt, ob es diesen Fuchs wirklich gegeben hat. „Daran erinnerst Du Dich?“, war seine Antwort.
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