Ich habe mächtig Bammel vor der Knochenmarkspunktion. Ziemlich schmerzhaft und unangenehm soll so was sein, lese ich im Internet.
Meine Freundin C wohnt neuerdings an der Ostsee und findet ständig Herzsteine. Ein winziges Herz mit Loch hat sie mir geschickt, das knote ich an den Zipper meines Rucksacks als Glücksbringer für den Tag. So gerüstet trete ich früh morgens meinen Weg in die HOPA an. (Da klingt für mich immer HOPE mit.) Ich bekomme zunächst schon wieder Blut abgenommen. Dann geht es auch schon los. Ich bin in Seitenlage auf einer Liege, so nah an der Wand, dass ich mich dort mit Knien und Händen abstützen kann, und dem Schmerz Widerstand bieten. Timon erklärt mir alles, was er tun wird. Das Wichtigste sei die Einwirkzeit der Lokalanästhetikums, das er mir zuerst spritzt. Dazu habe er eine erhellende Fortbildung besucht. Er halte jetzt immer strikt eine Einwirkzeit von zwei Minuten ein. Er stellt sogar den Timer und sagt: „Das wird vermutlich nicht Deine letzte Knochenmarkspunktion sein. In der Klinik haben sie ja nie Zeit, aber sag das immer, wenn Du punktiert werden musst.“ Ich für meinen Teil möchte wissen, wie lange der Eingriff dauern wird. Einen ungefähren zeitlichen Rahmen gesetzt zu bekommen oder selbst zu haben, hilft mir enorm, besser mit dem erwartbaren Schmerz umzugehen. Das habe ich durch zwei Hausgeburten gelernt. Aus den geschätzten 15 Minuten werden zwar 30, weil mein Beckenknochen so hart ist, „wie der einer Dreißigjährigen.“ Cool. Aber heute zu anstrengend! Vor allem für Timon. Hätte er das geahnt, hätte er sein Hemd gegen ein T-Shirt gewechselt. Immerhin scherzt er noch, während er ordentlich ins Schwitzen kommt, mit seinen kleinen mechanischen Knochenbohrern. Vermutlich ist es die einzige handwerkliche Tätigkeit im Berufsalltag eines Hämatologen. Endlich haben wir genug Punktat im Röhrchen, ich darf es angucken und fotografieren. Die ganze Zeit denke ich an die wunderbare Markklößchensuppe meiner Oma. Wir lachen ein bisschen. Und Timon schickt die Proben nach Kiel, wo sie humangenetisch untersucht werden. Es wird sich herausstellen, wie viel Prozent meines Knochenmarks schon von Myelomzellen durchsetzt sind und v.a. ob ich eine Hochrisikovariante der Erkrankung habe oder nicht.
Fazit: Eine Knochenmarkspunktion ist kein Spaziergang, aber, wie ich finde, gut auszuhalten. Kürzer und weniger schmerzhaft als eine Geburt. So, dass es auch Männer gut schaffen können. Und, ob Mann oder Frau: Bis das Untersuchungsergebnis vorliegt, ist der Schmerz schon wieder vergessen. Ob es allerdings auch ohne den Herzstein von C so gut gelaufen wäre, weiß ich natürlich nicht. Es kann ja nicht schaden, einen Glücksbringer mitzunehmen.
3 Antworten
starzbet
Can you be more specific about the content of your article? After reading it, I still have some doubts. Hope you can help me.
Your article helped me a lot, is there any more related content? Thanks!