und Andere schockieren müssen
Der Erste, den ich noch von unterwegs aus anrief, war der Vater meiner zweiten Tochter. Das überraschte mich selbst, denn unser Verhältnis ist nicht gerade ein einfaches. Er ist Internist und Kardiologe. Von Onkologie oder Neurochirugie hat er natürlich keine Ahnung. Ich realisierte den Beweggrund, ihn anzurufen, noch während ich es tat: Ich wusste, dass ich mich irgendwie beschützter fühle, wenn ich ein so schwerwiegendes gesundheitliches Problem mit ihm besprechen konnte. Er erfasst aufrund seines Berufes das ganze Ausmaß, ohne dass ich diejenige bin, die einem Angehörigen viele Erklärungen abgeben muss. Außerdem stellt er schon immer die richtigen Fragen. Fragen, die zielführend sind, nicht hilflos. Er kombinierte meine jahrelang als Rheuma diagnostizierten und behandelten Knochenschmerzen mit dem aktuen Geschehen in meinem Wirbel und meinte, es könne sich auch um ein Plasmozytom handeln. Sein eigener Vater war Professor für Hämatologie am UKE gewesen. Mit Sicherheit gingen ihm auch in Windeseile frühere Gespräche und seltene Diagnosen mit seinem alten Herrn durch den Kopf.
Da war es also zum ersten Mal das Wort Plasmozytom. Vor meinem inneren Auge tauchten meine Karteikarten aus dem Krankenpflegeexamen / Krankheitslehre auf – bestimmt gibt es eine, ach Quatsch, gab es eine, auf der dieser Begriff stand, inklusive Ursache, Genese, Symptome, Therapie, Verlauf und Prognose. Ich konnte mich nur nicht daran erinnern. Es war ja auch über dreißig Jahre her.
Als ich zu Hause ankam, wartete dort schon mein noch und trotz allem sehr besorgter Ehemann. Ich musste ihn schockieren und ich tat es auf denkbar distanzierte Art und Weise, indem ich mich hinter Fakten und praktischen Anweisungen verschanzte. Ich wollte keinesfalls getröstet und in die Arme genommen werden. Diese Arme, die jetzt lieber die Persische Prinzessin halten wollten und hielten. Da war kein Schutz mehr für mich, kein Zuhause. Wir besprachen also das Nötigste und er versprach mir, weitere Sachen zu bringen, sobald ich stationär aufgenommen war. Außerdem vereinbarten wir, dass ich ihn natürlich in der Klinik als Ehemann und damit ersten Ansprechpartner angeben würde. Ziemlich schräg das Ganze. Ich war wie ein von einem Burggraben umgebener Turm: sehr präsent, sehr stark, aber unereichbar.
In der Notaufnahme konnte ich nach einer Stunde Wartezeit die Schmerzen nicht mehr ertragen, nicht mehr sitzen. Ich bat am Tresen um Hilfe und bekam umgehend eine Liege, einen Zugang und einen wunderbaren Novalgintropf. Der junge Neurochirug, der mich schließlich untersuchte, kam zu dem Entschluss, dass ich zeitnah operiert werden müsse. Dieser Tumor, von dem man ja gar nicht sagen könne, um was es sich handele, blockierte fast den gesamten Spinalkanal. Wüchse er wenige Milimeter weiter, ich wäre beckenabwärts querschnittsgelähmt. Inklusive des Kontrollverlustes über Harnblase und Endarm. Es war unangenehm und kostete mich Überwindung, mit diesem fremden jungen Mann über sensible Ausfälle in meiner Vulva und meinem Anus zu sprechen, als er mich bat, ihm meine Symptome genau zu schidern.
Operativ sollte vorsichtig etwas Tumorgewebe abgetragen werden, um die Nerven zu entlasten und bestenfalls die Sensibilität wieder herzustellen, vor allem aber um weitaus schlimmere motorischen Ausfälle zu verhindern. Gleichzeitig sollte eine Gewebeprobe entnommen werden. Oftmals seien solche Raumforderungen in Knochen ja Metastasen, eine histologische Untersuchung würde Aufschluss daüber geben, ob es sich um den Primärtumor handele oder wo in meinem Körper nach ihm zu suchen sei. Für morgen früh habe er bereits ein Ganzkörper CT veranlasst. Ich staunte nicht schlecht. Der Mann hatte sich bereits zu allem Gedanken gemacht, bevor er mir überhaupt Guten Tag gesagt hatte. Und zwar nicht nur darüber, was er mir zu verkünden hatte, sondern auch welche Worte er wählte. Er wusste, dass er mich schockieren musste und gleichzeitig hielt einen Fahrplan bereit und das Heft des Handelns fest den Händen. Er machte das nicht zum ersten Mal, soviel stand fest. Ich betrachtete nochmal sein Gesicht: so jung sah er aus. Und er war dieser schweren Aufgabe so souverän und einfühlsam gewachsen. Ich war also schockiert und gleichzeitig fasste ich Vertrauen. So konnte ich eine erstaunliche innere Ruhe bewahren. Ich fragte ihn also, was „zeitnah operieren“ bedeutete. „Morgen um elf gab es einen freien OP, den habe ich vorsorglich geblockt. Sind Sie einverstanden? Natürlich klären wir Sie oben auf Station noch einmal ganz genau auf.“ Ich fühlte mich kein bisschen vor vollendete Tatsachen gestellt, sondern umfassend versorgt und ernst genommen. So geht Krankenhaus wohl auch? Zumindest, wenn man wirklich schwer krank ist. Eigentlich sollte es immer so oder ähnlich laufen können. Ich wurde im Rollstuhl in den dritten Stock verfrachtet. Mein letzter Schock des Tages war die Begegnung mit meiner Zimmernachbarin: Eine Frau, etwa in meinem Alter, mit Glatze, einer Drainage aus dem Schädel, Magensonde aus der Nase und Kortison- Vollmondgesicht, dämmerte in ihrem Bett vor sich hin. Sie war Ukrainerin und sprach weder englisch noch deutsch. Der schimmste Moment dieses Tages jedoch war für Sekunden den angstgeweiteten Blick meines sechzehnjährigen Sohnes zu erhaschen, als er mir mit seinem Vater meine persönliche Sachen bachte. Er gab sich natürlich umgehend wieder cool. Aber ich hatte all seine Angst, was hier mit mir geschehen würde und ob ich bald auch in einem solch erbarmungswürdigen Zustand wäre, erfasst. Und dabei hatten F und ich, uns entschieden, ihn nicht mit dem „K Wort“ zu konfrontieren, bis es eine gesicherte Diagnose gab. Wir blieben bei den Fakten: Ich hatte einen angebrochenen Wirbel, der die Nerven abquetscht. Es brach mir das Herz, ihm das alles zumuten zu müssen. Die Ankündigung unserer Trennung schien dagegen plötzlich eine leichte Übung gewesen zu sein. Jedenfalls empfand ich diesen kurzen Augenblick als das Ende seiner Kindheit. Ob es ihm selbst so ging, weiß ich natürlich nicht, ich werde ihn das später fragen. Seine Kindheit allerdings war besonders schön und behütet, viel weniger belastet als die meiner Töchter. Und das war in dem Moment der einzigeTrost, den ich in mir fand.
Als völlig unerwarteter Trost von außen und damit doppelt wirksam, kamen abends der Medizinervater meiner Mittleren und seine Frau zu Besuch. Das war eine wunderbare Geste. Zugleich war sie es, die mir den heutigen Wendepunkt in meinem Leben besonders bewusst werden ließ. Nichts würde einfach so weitergehen wie bisher, auch nicht in ein paar Tagen, Wochen, Monaten oder Jahren. Falls ich überhaupt noch von Jahren würde sprechen können.
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Liebe Judith…
Retrosternal… hinter dem Sternum?
Was so hinter deinem Sternum im Herzen und sonst vor sich geht. ..
Danke für dein Mit-Teilen.
Ich habe heute angefangen, mal zu lesen.
Danke für die Triggerwarnung.
Und ja, besonders nachfühlen kann ich den Schmerz, es den eigenen Kindern mitteilen zu müssen, das Gefühl, für deinen Sohn damit das Ende seiner Kindheit einzuleiten …
Sei gegrüßt
Katya