Neuanordnung meiner Einzelteile und ein elektrisches Bein
Keine Ahnung, was schief gelaufen ist, wann es gekippt ist, was ich falsch gemacht habe. Typisch, dass ich mich das frage. Eine Schuld bei mir suche.
Jedenfalls sind die Schmerzen wieder da. Ob sie tatsächlich stärker sind oder ob es sich nur so anfühlt, nach diesem unglaublichen Freiheitsgefühl, kann ich nicht beurteilen.
Es dämmert. Kurz vor vier. Seit hab drei bin ich wach. Gerade kann ich kaum sitzen im Bett. Hänge irgendwie halb seitlich auf der rechten Hüfte, stütze mich auf den Ellenbogen und versuche so zu tippen. Als ich um halb drei wach wurde, wollte ich gerne raus in die frische Nachtluft. Ich öffnete das Wohnzimmerfenster ganz weit und sah den wunderbaren Vollmond. Also habe ich versucht mich anzuziehen, um eine Runde in den Park zu gehen. Die Schmerzen wuchsen auf ein unerträgliches Maß. Ich gab auf, nahm Oxycodon und Novalgin. Das ganze Becken brennt. Mein Hirn wird stumpf oder ich werde traurig, auf eine Art, die nicht mal mehr traurig ist, vielleicht resigniert, entfernt. Entfernt von jeglichem Aufbegehren, denn das änderte nichts.
Trotzdem kullern Tränen. „Ja, ja, immer raus damit.“
Am Abend war ich wieder weinend eingeschlafen. Einfach nur, weil die Schmerzen das Kommando zurückerobert hatten. Habe mich aufgespalten, damit ich nicht alleine bin mit dieser schwierigen Aufgabe, Schmerz und Trauer zu- und rauszulassen und mich dabei nicht zu verlieren. Wenn ich mich nicht tröste, wenn ich mir nicht gut zuspreche, als wäre ich mein eigenes Kind, ich wäre verloren. Also bemuttere ich mich, während ich weine. Wiederhole mantraartig, dass es vorbeigeht, vorbeigehen muss. Dass es das bisher immer getan hat. Beobachte diese absurde Strategie und frage mich, ob das schon in eine psychiatrische Richtung geht. Ich bin eine Häufchen Elend, so viel ist mal klar. Und ich fürche, ich bin nicht mehr die alte. Die Judith, die ich im letzten Dezember noch war, gibt es nicht mehr. Und es wird sie nie wieder geben.
Ich bin schon und werde noch anders sein.
Im Moment habe ich keine Vorstellung mehr davon ob, das, was mir bislang wichtig war, was mich ausgemacht hat, dann (heißt in Gedanken immer öfter nach der Stammzelltransplantaion) noch von Bedeutung sein wird. Im Moment verliere ich sogar die Sehnsucht nach Siracusa. Auch die Sehnsucht nach M. Ist das alles schon unterwegs in Richtung Erinnerung? Auf dem Weg in die Ablage?
Wie in einer animierten Installation verschiebt sich alles. Die Anordnungen meiner Lebensinhalte wechseln kaleidoskopisch die Plätze. Wie ein Kandinsky oder ein Mirò gerührt oder geschüttelt.
Die Bausteine meiner physischen Identität wandern kubistisch in- und übereinander. Der volle Mond und mein Vollmondgesicht ein sich überlagerndes Doppel. Einschließlich Kinn. Meine immer zu große Nase ist jetzt ganz klein zwischen den Cushing Pausbäckchen und die Augen, Portale in meine Seele, sind Schneckengehäuse, sind blinde Scheiben, sind gebrochenenes Glas, sind zerissene Flügel. Schade, dass ich sowas nicht malen, nicht machen kann. KI könnte es vielleicht übernehmen? Immerhin ist der gedankliche wie visuelle Zugriff auf Kunst noch immer echter Trost.
Meine Physiotherapeutin rät vormittags per Whats-App zu Wechselduschen. Ich habe weder Kälte- noch Wäremempfinden im linken Bein. Der harte Duschstrahl unter der Fußsohle: Fehlanzeige, niente di niente, gleichzeitig ist das Bein „elektrisch“. Da kann man schon mal schräg draufkommen, oder?
7 Antworten
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